Montgolfière: Der Beginn der Luftfahrt

Im Garten des Schlosses La Muette bei Paris hoben am 21. November 1783 der Physiker Jean-François Pilâtre de Rozier und der Gardeoffizier François d’Arlandes zum ersten Mal in einem Freiballon ab und wurden damit die ersten Luftfahrer der Menschheitsgeschichte. Ihr Luftgefährt war die „Montgolfière“, ein nach seinen Erfindern benannter Heißluftballon.

Der erste Versuchsballon der Brüder Montgolfier war laut Wikipedia „ein kugelähnlicher Sack aus Leinen von 12 m Durchmesser. Das Innere war mit einer dünnen Papierschicht ausgekleidet und ein Netz aus Schnur, das die gesamte Hülle umspannte, hielt diese in Form.“

Die Brüder Montgolfiere. (Quelle: Histoire de l‘aéronautique Texte et documentation de Charles Dollfus & Henri Bouché 1938)

Die Brüder Joseph-Michel und Jacques-Etienne Montgolfier arbeiteten als Papierfabrikanten im elterlichen Unternehmen. Ihre Leidenschaft galt jedoch den Naturwissenschaften, die dazu führen sollte, dass sie Geschichte schrieben. Mit dem bemannten Ballonaufstieg ihrer Montgolfière am 21. November 1783 erfüllten sie den Menschheitstraum vom Fliegen und läuteten das Zeitalter der Luftfahrt ein.

Einige Monate vor dem bemannten Aufstieg, genauer gesagt am 5. Juni 1783, war es den Brüdern Montgolfier in Annonay bei Lyon erstmals gelungen einen Ballon durch Heißluft starten zu lassen. Der Ballon soll laut einigen Überlieferungen eine Höhe von etwa 2.000 Metern und eine Flugdauer von zehn Minuten erreicht haben. Andere Quellen sprechen von 1.000 Metern Höhe und einer Flugdauer von 25 Minuten.

„Das erste öffentliche Experiment“: Zeichnung des ersten Versuchsballons der Brüder Montgolfiere. (Quelle: Histoire de l‘aéronautique Texte et documentation de Charles Dollfus & Henri Bouché 1938)

Laut Alfred Eckert in seinem Aufsatz „Geschichte der Ballonfahrt“ scheinen die Brüder diesen Erfolg jedoch „nicht so sehr der Verfolgung wissenschaftlicher Studien verdankt zu haben, sondern der genialen Kombinatorik und phantasievollen Experimentierfreude des älteren Bruders Joseph. Ihm wird die Idee eines Heißluftballons zugeschrieben. Sie soll ihm bei einem Zimmerbrand oder bei der Beobachtung von Luftströmungen vor dem Kamin gekommen sein.“ Die Erzählung besagt, dass Joseph beobachtet haben soll, wie sich der zum Trocknen am Kamin aufgehängte Unterrock seiner Frau in die Höhe gebauscht hat.

Nach dem Bericht der Pariser Kommission zur Untersuchung der neuen Erfindung hatten die Brüder Montgolfier schon im Jahr 1782 bemerkt, dass eine Temperatur von 87,5 Grad genüge, um die Luft in einem geschlossenen Gefäß um die Hälfte zu verdünnen. Sie irrten sich jedoch als sie dachten, dass sie mit ihrer Feuerung aus Schafswolle und Stroh eine neue Art von Gas gefunden hatten. Darüber hinaus nahmen sie irrtürmlich an, dass der entstehende Rauch den Ballon zum Schweben brachte, weshalb sie mit feuchter Wolle besonders viel Qualm erzeugten. Sie wussten nicht, dass es allein die Hitze war, die den Auftrieb verursachte.

Da zu dieser Zeit noch nicht bekannt war, ob Menschen in der Luft überleben könnten oder nicht, machten die Montgolfiers einen Tierversuch. Sie setzten eine Ente, einen Hahn und ein Schaf in einen Käfig, der unter dem Ballon befestigt wurde. Das tierische Trio stieg am 19. September 1783 auf. Als die Tiere wohlbehalten wieder auf der Erde ankamen war für die Brüder Montgolfier der Beweis erbracht, dass auch Menschen in der Luft überleben können.

Dokumentation des ersten Aufstiegs der Montgolfiere mit Lebewesen. (Quelle: Histoire de l‘aéronautique Texte et documentation de Charles Dollfus & Henri Bouché 1938)

Neben den Heißluftballons gab es zum damaligen Zeitpunkt bereits auch mit Wasserstoffgas gefüllte Ballons, entwickelt von Jacques Alexandre César Charles. Die Bezeichnung des Gasballons als „Charlière“ geht auf ihn zurück.

Beide Varianten – Heißluft- und Gasballon – sind bis heute in der Ballonfahrt gebräuchlich, wenngleich die Heißluftballons überwiegen. In Gasballons wird auch noch gegenwärtig Wasserstoff als Traggas verwendet, während beim Heißluftballon die Luft heute mit einem Propangasbrenner erhitzt wird.

Der Ballon – egal ob Heißluft- oder Gasballon – wurde zum Sinnbild der Ära vor der Französischen Revolution, in der die Menschen sich danach sehnten sich im Namen der Wissenschaften, Aufklärung und Vernunft aus den Zwängen der Tradition zu befreien und die Welt neu zu begreifen. In Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika brach das „Ballonfieber“ aus. Röcke, Hüte und auch die Frisuren von Damen wurden ballonförmig gestaltet. Auf Jahrmärkten wurden kleine Ballons zum Selbstfüllen verkauft und immer mehr professionelle Ballonfahrer*innen boten spektakuläre öffentliche Aufstiege an.

Einen ersten Rückschlag erlitt die Ballonfahrt am 15. Juli 1785. Pilâtre de Rozier, Teilnehmer des Aufstiegs vom 21. November 1783, versuchte in einem neuartigen Ballontyp den Ärmelkanal zu überqueren. Doch der Ballon entzündete sich und stürzte ab. Pilâtre de Rozier kam ums Leben. Bei besagtem Ballon handelte es sich um eine explosive Mischung aus Wasserstoffgas- und Heißluftballon.

Der Ballon entwickelte sich dennoch immer mehr zur Jahrmarktsattraktion. Im 19. Jahrhundert wurde er außerdem zu einem Instrument der Wissenschaft. Mit dessen Hilfe war es möglich geworden meteorologische Forschung zu betreiben und höhere Luftschichten zu erkunden. Auch heute steigen Ballons noch regelmäßig im Dienste der Wissenschaft in die Lüfte.

QUELLEN

Alfred Eckert: Zur Geschichte der Ballonfahrt, im Ausstellungskatalog: Leichter als Luft, hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 1978

Dorothea Haaland u. a.: Leichter als Luft – Ballone und Luftschiffe, Bonn 1997

Romance of Ballooning – The Story of the Early Aeronauts, Lausanne 1971

Wikipedia

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