Heute vor 90 Jahren brach das Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“ zu einer Rundfahrt über Deutschland auf. Die Fahrt führte auch über das Tempelhofer Feld in Berlin, auf dem der damalige Reichskanzler Adolf Hitler eine Rede hielt. Über eine Million Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Tempelhofer Feld und verfolgten das Geschehen.
Bereits kurz nach deren Machtübernahme hatten die Nationalsozialist*innen LZ 127 „Graf Zeppelin“ gechartert, um mit einer Rundfahrt des modernen Luftschiffs über Deutschland ihre Beliebtheit zu steigern und Aufmerksamkeit zu erregen. In der Lindauer Zeitung vom 2. Mai 1933 wurde unter der Zwischenüberschrift „Millionen grüßen den ‚Zeppelin‘“ berichtet: „Gegen 14 Uhr kreist das deutsche Luftschiff, auch ein stolzes Werk deutscher Arbeit, in majestätischen Schleifen über der Stadt.“
Auf dieser Fahrt waren Dr. Hugo Eckener und Ernst A. Lehmann die Schiffsführer. Der Navigator war Max Pruss und die wachhabenden Offiziere Hans Flemming sowie Hans von Schiller.
Die Route führte von Friedrichshafen über Ravensburg, Ulm, Stuttgart, Mannheim, Frankfurt, Bingen, Neuwied, Bonn, Aachen, Köln, das Düsseldorfer Industriegebiet, Dortmund, Münster, Osnabrück, Bremen, Hamburg, Neu-Ruppin, Berlin, Meissen, Dresden, Chemnitz, Plauen, Bayreuth, Nürnberg, Ingolstadt, Augsburg, Ulm und wieder zurück nach Friedrichshafen. Die gesamte Rundfahrt dauerte 21 Stunden und 55 Minuten.

Die Fahrt wurde auch für den Transport von Luftpost genutzt, wie dem Seeblatt vom 29. April 1933 zu entnehmen ist:
„Zeppelin-Luftpost. Am Montag, dem Feiertag der Nationalen Arbeit, führt das Luftschiff ‚Graf Zeppelin‘ bekanntlich eine Rundfahrt über Deutschland aus. Sie kann zur Beförderung von Postsendungen – Postkarten und Briefen bis 20 Gramm – benutzt werden. Die Postsendungen können unter besonderem Umschlag an das Postamt Friedrichshafen eingesandt werden; die Gesamtgebühr beträgt für eine Postkarte 75 Pfg., für einen Brief bis 20 Gramm 1,5 M. Sämtliche Postsendungen erhalten den Abdruck eines Sonderstempels mit dem Wortlaut ‚Mit Luftschiff Graf Zeppelin Deutschlandfahrt 1933‘.“
Übrigens: Wusstest du, dass du in der sogenannten Wunderkammer des Zeppelin Museums Friedrichshafen unter anderem Postkarten und Briefe bewundern kannst, die verschiedene Sonderstempel tragen? Komm vorbei und überzeuge dich selbst!
An Bord der Propagandafahrt vom 1. Mai 1933 waren nur wenige Gäste. Anders als man vermuten würde, waren dieses Mal jedoch keine hochrangigen oder wohlhabende Personen an Bord. Es waren Menschen unterschiedlicher Berufsgruppen, wie zum Beispiel Arbeiter*innen, Angestellte und Beamt*innen. Auch einige arbeitslose Menschen waren dabei. Alle Passagiere waren Gäste der nationalsozialistischen Regierung. Damit sich alle Beteiligten auch noch viele Jahre später an die Fahrt erinnern würden, gab Luftschiffkapitän Hans von Schiller an diesem Tag Autogramme.
Warum Dr. Eckener der Propagandafahrt zugestimmt hatte und mitgefahren ist, kann nur vermutet werden. Möglich ist, dass wirtschaftliche Gründe eine Rolle gespielt haben sowie das Bemühen, nicht in Ungnade bei den neuen Machthabern zu fallen. Denn es ist bekannt, dass Eckener kein erklärter Nationalsozialist war. Immer wieder äußerte er sich kritisch. Auch nach dem Krieg distanzierte er sich von der braunen Diktatur. Die Schiffsführer Von Schiller und Lehmann waren dem Regime hingegen zugeneigt.