Das Spiess-Luftschiff war das einzige in Frankreich jemals gebaute Starrluftschiff. Es entstand bei der Société Française de Ballons Dirigeables et d’Aviation Zodiac nach Plänen von Joseph Spiess und Maurice Mallet. Spiess, ein elsässischer Ingenieur, hatte sich schon vierzig Jahre zuvor, 1873, mit dem Bau von Luftschiffen beschäftigt.

„Passagier-Starrluftschiffprojekt von Spiess im gezeichneten Röntgenbild und mit der Verteilung der gasgefüllten Ballone in der starren Hülle.“ aus Leichter als Luft – Ballone und Luftschiffe von Haaland, Knäusel, Schmitt & Seifert, S. 92
Joseph Spiess hatte Graf Zeppelin vorgeworfen, das starre System und den Aufbau von ihm abgeschaut zu haben. Im Gegenzug behaupteten die Zeppeliner, das Spiess-Luftschiff sei dem bei Lunéville notgelandeten LZ 16 nachempfunden. Andere wiederum sagten, das Spiess-Luftschiff sei technologisch so ähnlich wie die Luftschiffe von Schütte-Lanz aus Mannheim.
Sicher ist: Der Prototyp mit dem Namen Spiess hieß offiziell Zodiac Typ 13, nach seiner Verlängerung Typ 13 A. Am 25. September 1909 war mit dessen Bau begonnen worden.

Am 13., 17. oder 30. April 1913 absolvierte die Spiess – noch in der nicht verlängerten Form – ihre Erstfahrt. Das genaue Datum ist nicht überliefert.
Angetrieben wurde die Spiess von zwei Chenu-Motoren. Vor der Verlängerung war nur ein Motor an Bord.

Wie das Spiess-Luftschiff aufgebaut war, beschrieb der Journalist Kaemmerer in den VDI-Nachrichten vom 24. Januar 1914. Kaemmerer hatte die fünfte Luftschifffahrts-Ausstellung in Paris besucht und dort sämtliche Neuheiten gesehen.
„Das Traggerüst des Spieß-Luftschiffes ist aus Holzträgern gebildet, und zwar bestehen diese aus viereckigen Streben, die aus fichtenen Brettern zusammengesetzt und einzeln mit doppelten Leinwandstreifen umwickelt sind. Die Stärke der kleinen Bretter schwankt zwischen 6 und 12 mm. Durch diese Bauart will man ein möglichst geringes Gewicht erzielen; ein 8 m langer Träger des Spieß-Luftschiffes wiegt nur 19 kg und soll auf 7 t Belastung geprüft worden sein. Die aus den Holzträgern gebildeten Vielecke werden durch Stahlröhren zusammengehalten. Unten am Gerüst ist ein Kiel von dreieckigem Querschnitt, der einen armierten Träger bildet, angebracht. An diesem Kiel sind (…) die beiden Gondeln befestigt, die ähnlich wie bei Zeppelin durch einen Laufgang mit einander verbunden sind. Ursprünglich enthielt der Tragkörper des Spieß-Luftschiffes 14 Einzelballonets von zusammen 12.800 cbm Inhalt.
Da die Tragfähigkeit nicht genügte, hat man den Luftschiffkörper um 3 Ballonets verlängert, die jetzt zusammen 16.400 cbm fassen. Die Gesamtlänge des Luftschiffes beträgt heute 140 m bei 17 m Durchmesser.
(…) Die beiden im hinteren Teil in jeder Gondel aufgestellten 175 pferdigen Motoren ruhen auf abgefederten Grundplatten und treiben zweiflügelige Luftschrauben von 4 m Durchmesser an.“
Die Angaben zur PS-Zahl der Motoren variieren zwischen 120 und 175 PS.

Kaemmerer weiter in seinem Bericht:
„Die Motoren haben 6 Zylinder und sind mit Wasserkühlung versehen. Zwischen dem Motor und der Transmissionswelle für die Schrauben ist ein Differenzialgetriebe eingebaut. (…) Die zweite Gondel ist 54 m von der ersten entfernt. In ihrem vorderen Teil können eine Anzahl Fahrgäste untergebracht werden. (…) Die Besatzung des Luftschiffes besteht im gewöhnlichen Zustande aus 1 Führer, 2 Lotsen und 3 Maschinisten. Die Tragfähigkeit des Luftschiffes genügt, um Brennstoff für eine Fahrt von 8 bis 10 Stunden und außerdem 1 t Nutzlast aufzunehmen. Das Spieß-Luftschiff hat bereits verschiedene Probefahrten unternommen, über deren Ergebnisse ich jedoch nicht viel erfahren habe. Jedenfalls sind jedesmal zum Teil recht erhebliche Veränderungen an dem Luftschiff vorgenommen worden, so daß man sich des Eindruckes nicht erwehren kann, als ob die gehegten Erwartungen noch keineswegs erfüllt sind.“
Kaemmerer hat sich nicht geirrt: Trotz nachträglicher Verbesserungen konnte das Spiess-Luftschiff die Erwartungen des französischen Militärs nicht erfüllen, da Geschwindigkeit, Nutzlast und Stabilität nicht ausreichend genug erschienen. Im Jahr 1914 ließ das Militär das Luftschiff abwracken.