Fliegender Flugzeugträger: Das amerikanische Starrluftschiff USS Akron (ZRS-4)

Im Oktober 1928 erhielt die Goodyear-Zeppelin Corporation als Ergebnis eines ausgeschriebenen Wettbewerbs von der amerikanischen Marine den Zuschlag für den Bau von zwei Starrluftschiffen mit je 184.000 m³ Volumen. Die Anforderungen an die Größe der Luftschiffe basierten auf dem Wunsch der Marine, dass die Schiffe in die bereits bestehende Luftschiffhalle in Lakehurst hineinpassen sollten. Beide Luftschiffe sollten mit nicht brennbarem Helium fahren, anstatt wie in anderen Luftschiffnationen mit hochexplosivem Wasserstoff.

Technische Daten

Länge239 Meter
Größter Durchmesser40 Meter
Motoren8 Maybach VL2-Motoren mit je 560 PS
Gaszellen12
Max. Geschwindigkeit128 km/h
Reichweiteca. 11.000 km
Der Bau der USS Akron in der Luftschiffhalle der Goodyear-Zeppelin Corporation in Akron, Ohio am 25. Februar 1931 © Zeppelin Museum Friedrichshafen

1929 wurde die für den Bau benötigte Luftschiffhalle der Goodyear-Zeppelin Corporation in der Stadt Akron in Ohio fertiggestellt. Im selben Jahr konnte mit dem Bau der Akron begonnen werden. Chefkonstrukteur des Luftschiffes war der ehemalige Ingenieur der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, Dr. Karl Arnstein, der das Schiff mit Unterstützung von weiteren ehemaligen Mitarbeitern der Luftschiffbau Zeppelin GmbH baute.

Nach der Fertigstellung im Sommer 1931 absolvierte die Akron am 23. September desselben Jahres unter der Leitung von Kommandant Charles E. Rosendahl ihre Erstfahrt. An Bord befanden sich 113 Personen. Das Schiff wurde von Lou Hoover, der Frau des damaligen amerikanischen Präsidenten Herbert C. Hoover, getauft.

Zum Zeitpunkt der Indienststellung war die Akron das größte Luftschiff der Welt.

Die feierliche Taufe der USS Akron am 8. August 1931 © Zeppelin Museum Friedrichshafen

Am 21./22. Oktober wurde das Schiff nach Lakehurst überführt und in der darauffolgenden Woche von der US Navy übernommen. Im Jahr 1932 und im Frühjahr 1933 unternahm die Akron zahlreiche Dauerfahrten, um ihre Zuverlässigkeit unter Beweis zu stellen. Bekannt geworden sind die Akron und ihr Schwesterschiff Macon auch dafür, dass sie fliegende Flugzeugträger waren – übrigens die einzigen der Welt.

Die Akron nimmt einen besonderen Platz ein, da sie das erste „Mutterluftschiff“ war, an dem das Andocken eines sogenannten Parasiten-Flugzeugs routinemäßig praktiziert wurde. Die Idee dahinter war, kleine Propeller-Flugzeuge von einem Luftschiff aus zum Zweck der Seeaufklärung einzusetzen. Damals hatten Flugzeuge nämlich noch keine ausreichende Reichweite, um mit Flottenverbänden auf hoher See mithalten zu können.

Die kleinen Flugzeuge vom Typ Curtiss F9C Sparrowhawk klinkten sich von am Kiel befindlichen trapezförmigen Aufhängungen aus, an denen sie nach Ende ihrer Mission wieder andockten. Dieses „Rendezvous in der Luft“ funktionierte so ähnlich wie man es heutzutage von einer Luftbetankung von Flugzeug zu Flugzeug kennt. Theoretisch konnte die Akron fünf Flugzeuge mitführen. In der Praxis waren es aber weniger.

Die USS Akron bei ihrer Erstfahrt am 23. September 1931 © Zeppelin Museum Friedrichshafen

In der Geschichte des Luftschiffs Akron gab es auch einen eher ungewöhnlichen und tragischen Vorfall: Am 11. Mai 1932 machte die Akron am Stützpunkt Camp Kearny, Kalifornien, eine Zwischenlandung auf dem Weg zu Manövern der Pazifikflotte. Diese Zwischenlandung ging schief. Das Luftschiff stieg, obwohl schon beinahe verankert, unerwartet wieder in die Höhe. Drei Matrosen der Haltemannschaft ließen die Halteseile am Heck nicht schnell genug los und wurden mitgerissen. Zwei der drei Männer stürzten in den Tod, einer konnte sich am Seil festhalten und nach zwei Stunden an Bord gezogen werden. Es ist eines der sehr wenigen Luftschiffunglücke, neben dem der Hindenburg, die auf Film festgehalten wurden.

Das Ende der USS Akron

Die Akron unternahm in knapp 20 Monaten 73 Fahrten. Auf der 74. Fahrt, am 4. April 1933, ging sie jedoch in den frühen Morgenstunden verloren.

Der Grund für diese Fahrt bestand darin, Funkkompass-Stationen an der Küste Neu-Englands zu kalibrieren. Am 3. April wurde das Schiff für eine mehrtägige Fahrt vorbereitet. Kommandeur war Frank McCord. Konteradmiral William A. Moffett, der Hauptverantwortliche für die Luftfahrt in der amerikanischen Marine, kam extra aus Washington angereist, um an der Fahrt teilzunehmen.

Einblick in die Führergondel der USS Akron © Zeppelin Museum Friedrichshafen

Das Unglück geschah, nachdem das Luftschiff bereits die ganze Nacht einen heftigen Gewittersturm mit viel Nebel über dem Atlantik vor New Jersey überstanden hatte. Blitze zuckten über den Himmel und es fiel starker Regen. Die Luft war voller Turbulenzen.

Obwohl das Luftschiff bereits allen Ballast abgeworfen hatte, verlor es rasch an Höhe. Schließlich berührte das Heck die Oberfläche des stürmischen Ozeans und Wasser begann in die Akron einzudringen. Die Motoren zogen den Bug des Luftschiffs kurz noch einmal nach oben, doch bald darauf versank es im Atlantik.

Von den 76 Besatzungsmitgliedern überlebten nur drei Männer den Absturz der Akron. Ein vierter Mann wurde zwar gerettet, starb jedoch kurz danach an Bord des deutschen Motorschiffes Phoebus, das das Unglück bemerkt hatte und zu Hilfe geeilt war. Die Suche nach Überlebenden war wegen der unruhigen Wetterlage nicht einfach.

Bis heute ist dies das Unglück mit der größten Opferzahl der Luftschifffahrts-Geschichte.

Die Besatzung hatte keine Zeit, um die an Bord befindliche Rettungsinsel zu Wasser zu lassen. Außerdem kam es zu den vielen Todesopfern, weil zu wenig Rettungswesten an Bord waren. Bei der USS Macon wurde dieser Fehler vermieden.

Auf der Suche nach weiteren Überlebenden der Akron verunglückte tragischerweise auch das Prallluftschiff J-3 und forderte zwei zusätzliche Todesopfer.

Unter den Akron-Opfern war neben Kommandeur McCord auch Konteradmiral Moffett. Der Marine-Luftschiffstützpunkt in Sunnyvale, Kalifornien wurde nach dem Tod des Admirals in Moffett-Field umbenannt.

Quellen

Peter Kleinheins und Wolfgang Meighörner: Die großen Zeppeline – Geschichte des Luftschiffbaus, Berlin Heidelberg 2005

Douglas H. Robinson: Giants in the Sky, Henley-on-Thames, 1973

Wikipedia

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