LZ 9 – das Heeresluftschiff „Ersatz – Z II“
Das neunte Schiff der Luftschiffbau Zeppelin GmbH fuhr am 2. Oktober 1911 zum ersten Mal. Die Fahrt verlief über Friedrichshafen und Umgebung und dauerte nur 44 Minuten. Auszüge aus dem Fahrtbericht der Erstfahrt des LZ 9:
„Probefahrt. Die Führung hat Exzellenz Graf Zeppelin gehabt.
Vordergondel acht Personen, darunter am Seitensteuer: Lau und am Höhensteuer: Dürr.
Monteure: Thiele und Pfeifer
Hintergondel vier Personen, darunter Fahringenieur Siegle.
Graf von Zeppelin in der vorderen Gondel. Springer zur Beobachtung der Steuerleitung.
Letzter Wetterbericht: Tief über Norditalien und Polen, Wetterlage ungünstig, leicht böig. Fast ganz bedeckt. Ziehende Luft.
Das Schiff bewährte sich gut, Motoren arbeiteten ohne sonderliche Störung. Wegen des böigen Wetters kann über die Steuerfähigkeit kein definitives Urteil abgegeben werden. Wegen des drohenden Wetters musste die Fahrt vorzeitig abgebrochen werden.“
Nach der Erstfahrt gab es elf weitere Fahrten, gefolgt von einer Dauerfahrt, die am 18. Oktober 1911 um 7.16 Uhr begann und bis zum 19. Oktober um 3.17 Uhr dauerte. In diesen 20 Stunden fuhr LZ 9 von der Luftschiffhalle Baden-Oos aus über Mannheim und Koblenz entlang der Mosel, wo es sehr neblig war, sodass die Zeppeliner teilweise die Orientierung verloren. Dann ging es in Richtung Metz und zurück über die Vogesen wieder nach Baden-Oos. Trotz des Nebels verlief die Fahrt ohne besondere Vorkommnisse.
Anschließend wurde LZ 9 vom 21. Oktober bis zum 23. November 1911 umgebaut. Der Umbau fand vor der Abnahme durch das Heer statt.
Umbau-Informationen aus dem 14. Fahrtbericht vom 21. November 1911:
„Schiff ist um 8 m verlängert, die senkrechte Stabilisierungsfläche nach hinten verlängert und abgerundet. Am Motor II und III werden die alten Kühler wieder angebracht.“
Die Vergrößerung wurde vorgenommen, um mehr Betriebsmittel mitnehmen zu können.
LZ 9 wurde in 7,5 Stunden von Friedrichshafen nach Köln überführt und dort dem Heer übergeben. Als Heeresluftschiff wurde LZ 9 in „Ersatz – Z II“ umgetauft – als Ersatz für den Verlust des ersten Z II, des LZ 5. LZ 5 war wegen eines Sturms im April 1910 bei Weilheim gestrandet und danach abgewrackt worden.

LZ 9 erregte damals durch seine hohe Geschwindigkeit von 21,7 m/s bzw. 78,1 km/h Aufsehen und stellte damit einen Luftschiff-Weltrekord auf. Eine kleine Einbuße an Eigengeschwindigkeit erlitt der Z II nach der Vergrößerung seines Gasraumes.
Ursprünglich sollte Z II als erstes Zeppelin-Luftschiff im Kaisermanöver* eingesetzt werden, wurde aber beim Aushallen in Köln so stark beschädigt, dass langwierige Reparaturen notwendig waren und erst Z III beim Kaisermanöver dabei sein konnte. Z II hat aber an vielen Truppenübungen teilgenommen.
Seine Standorte waren: Baden-Oos, Köln, Metz und ab März 1914 Gotha. In Gotha wurde Z II außer Dienst gestellt, da er veraltet und als Kriegsluftschiff untauglich war. Der Ersatz – Z II wurde am 1. August 1914 nach etwa 150 Fahrten abgewrackt.
*Kaisermanöver waren im Deutschen Kaiserreich jährlich stattfindende großangelegte Militärmanöver, die in der Anwesenheit des Kaisers abgehalten wurden.
Technische Daten des LZ 9 bzw. Ersatz – Z II:
Gebaut in Friedrichshafen
Erstfahrt am 2.10.1911
Typ: f
Länge: 132 m, nach Umbau: 140 m
Größter Durchmesser: 14 m
Anzahl der Zellen: 18, nach Umbau: 17
Traggas-Volumen: 16.500 m³, nach Umbau: 17.800 m³
Statische Steighöhe: 1300 m, nach Umbau: 1400 m
Motoren: 3 Maybach
PS pro Motor: 150
Max. Geschwindigkeit: 78,1 km/h, nach Umbau: 75,6 km/h
Reichweite: 1600 km
Gondeln/Propeller: 2/4
Abgewrackt am 1. August 1914, nach etwa 150 Fahrten, da veraltet