Die Ägyptenfahrt geht los

An diesem Donnerstagmorgen, dem 9. April 1931 startete LZ 127 „Graf Zeppelin“ um 6.10 Uhr bei klarem Wetter zu seiner zweiten Orientfahrt. Zunächst war die Route dieselbe wie bei der ersten Orientfahrt: von Friedrichshafen nach Konstanz und Basel über das Rhônetal nach Marseille, über Korsika und Rom nach Sizilien.

An Bord waren 26 Passagiere. Eine bunt gemischte Reisegesellschaft, bestehend aus elf Schweizern, drei Spaniern, zwei Engländern, einem Ägypter und neun Deutschen hatte sich zusammengefunden. Neben den zahlenden Passagieren befanden sich noch folgende namentlich genannte Fahrgäste an Bord: Prof. Dr. Konen im Auftrag des Reichsverkehrsministeriums, Ernest Leslie Gossage, der Militärattaché der britischen Botschaft zu Berlin, Ralph Sleigh Booth, der Kommandant des britischen Luftschiffes R 100 und Alexander Graf von Brandenstein-Zeppelin, der Schwiegersohn des Grafen Ferdinand von Zeppelin.

Die beiden Journalisten waren auch auf der ersten Orientfahrt dabei gewesen: der Ägypter Abul Fat’h und Karl von Wiegand.
Letzterer, der für die amerikanische Hearst-Presse schrieb, war bereits mehrmals mit dem Luftschiff „Graf Zeppelin“ gereist und konnte schon fast als Stammgast bezeichnet werden. Mit seinen zahlreichen Berichten hatte er viel zur Popularität des Zeppelins beigetragen. 

Je weiter der Zeppelin nach Süden kam, desto wärmer wurde es. Bei Valence blühten sogar schon die Obstbäume.
Gegen 1 Uhr wurde das erste Mittagessen serviert und die Fahrgäste setzten sich zu Tisch. Es wurde in zwei Abteilungen gespeist, da der Platz im Salon nicht für alle Gäste gleichzeitig ausreichte. Als Vorspeise gab es Mockturtlesuppe, danach Salmschnitten mit Salzkartoffeln und frischer Butter. Als Hauptgang wurden Lendenschnitten mit verschiedenen Gemüsen und einer Salatplatte gereicht, und zum Nachtisch gab es Reis nach Trautmannsdorff mit Gebäck.

Speisekarte – Ägyptenfahrt 1931 © Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH

Und hier das Rezept für die Salmschnitten, entnommen dem Buch „Zu Gast im Zeppelin – Reisen und Speisen im Luftschiff „Graf Zeppelin“, geschrieben von Barbara Waibel:

Salmschnitten, gekocht, für etwa 12 Personen:

Zutaten für den Sud:

2 Karotten
1 Sellerieknolle
1 Stange Lauch
1 Petersilienwurzel
1 Zwiebel
1 Nelke
2 Zweige Petersilie
1 Zweig Thymian
2 Zweige Estragon
1 Lorbeerblatt
1 unbehandelte Zitrone
6 Pfefferkörner
Muskatblüte
Salz
1 Liter trockener Weißwein
Etwa 2 kg Kartoffeln
1 Salm von etwa 3 kg

Für die Garnitur:
1-2 Zitronen
einige Zweige Petersilie

Das Gemüse für den Sud putzen, waschen und zerkleinern. Die Zwiebel abziehen und mit der Nelke spicken. Alles zusammen mit den Kräutern und Gewürzen in einem Topf mit 3 bis 4 Liter Wasser geben, zum Kochen bringen und 20 bis 30 Minuten köcheln lassen. Kurz vor Schluss den Wein hinzufügen.

Unterdessen den Salm leicht schuppen, ausnehmen, waschen und in 2½ cm dicke Scheiben schneiden. In einen Fischkocher legen und mit dem durchgeseihten Fischsud übergießen. Nach dem Aufkochen bei mäßiger Hitze in etwa 15 Minuten garziehen lassen. Währenddessen die Kartoffeln waschen, schälen und 20 Minuten in Salzwasser kochen.

Den Salm auf einer mit einer gefalteten Serviette belegten Platte anrichten. Mit Zitronenschnitzen und Petersilie garnieren.

Die zerlassene Butter mit Zitronensaft abschmecken und gesondert dazu reichen; ebenso die Salzkartoffeln.

Guten Appetit!

Weiter geht’s zum Mittelmeer…

Nach dem Essen widmeten sich die Reisenden wieder der abwechslungsreichen Landschaft, die unter ihnen vorbeizog. Der Fahrgast Carl Bruer schrieb in sein Reisetagebuch:

„Wir fahren an der Küste von Korsika entlang, ein schönes wechselndes Bild: Wälder und kleine Ortschaften, viele zackige, tiefe Buchten und dahinter die Berge.
Wir kommen weiter zum Cap Bonifacio. Ein kleiner Hafen mit Leuchtturm, die Häuser sehen aus wie an den Felsen geklebt, ganz eng zusammengebaut. Hier ist die Durchfahrt zwischen Corsika und Sardinien, die wir in guter Sicht um 17.30 Uhr passieren. (…)
Der Wind frischt mit einem Male mächtig auf, sobald wir zwischen den beiden Inseln liegen, doch stört das in keiner Weise die Fahrt. (…)
Wir fliegen weit über das Meer, es ist inzwischen dunkel geworden, und um 21 Uhr sehen wir das Leuchtfeuer von Marsala (Sicilien). Große Aufregung, Gebäude, Hafen, Leuchtfeuer, Strassenzüge, alles in schönstem Lichterglanz; ein prächtiger Anblick und für uns noch ungewohnt, da es jetzt die erste Nachtfahrt ist.“

Aufgrund der guten Wetterbedingungen konnte man nun bei der zweiten Orientfahrt von Sizilien aus direkt über das Mittelmeer zur libyschen Küste fahren. Danach ging es entlang der afrikanischen Küste an Alexandrien und Damaskus vorbei.

Fortsetzung folgt…

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