Fahrt nach Ägypten – Die zweite Orientfahrt des LZ 127 „Graf Zeppelin“

Die Ägyptenfahrt hängt direkt mit dem Absturz des britischen Luftschiffes R 101 im Oktober 1930 zusammen. Der tragische Absturz, bei dem 46 Menschen starben, war der Anlass für die Briten, ihr Luftschiffprogramm zu beenden. Damit war der Zeppelin kein Konkurrent mehr.

Dr. Hugo Eckener und Kapitän Hans von Schiller reisten nach London, um an der Trauerfeier für die Absturzopfer des R 101 teilzunehmen, was von den Briten mit Wohlwollen bedacht wurde. Sogar der Premierminister kam auf Eckener zu, um ihm die Hand zu reichen.
Einen Tag nach der Trauerfeier machte Eckener einen Kondolenzbesuch beim britischen Luftfahrtminister Lord Londonderry. Hugo Eckener schrieb in seinen Erinnerungen über diesen Besuch:

„Nachdem wir die üblichen Höflichkeitsphrasen ausgetauscht hatten, sagte der Minister plötzlich: ‚Dr. Eckener, Sie hatten im vorigen Jahr den Wunsch, nach Ägypten zu fliegen; Sind Sie noch interessiert an einem solchen Flug?‘ Ich entgegnete, daß das noch der Fall sei, da ja, wie er wüßte, ‚ungünstige Winde‘ damals unsere Fahrt unmöglich gemacht hätten. ‘Darf ich Sie jetzt‘, fuhr der Minister lächelnd fort, ‚einladen, diese Fahrt zu machen? Wenn Sie den Wunsch haben sollten, in Ägypten zu landen, wollen wir Ihnen unsere Truppen zur Verfügung stellen, um Ihnen die notwendige Unterstützung beim Landen zu geben und um eine Absperrung gegen das Publikum vorzunehmen.‘ (…)
Ich nahm das Anerbieten des britischen Luftfahrtministers mit Dank an.“

Eine Landung in Ägypten sowie das Fahren im ägyptischen Luftraum hatten die Briten im Jahr zuvor verboten, obwohl Ägypten zu diesem Zeitpunkt bereits offiziell schon sieben Jahre lang autonom war. Dennoch hatten die Briten die Oberhoheit über den Luftraum immer noch für sich reklamiert.
Deshalb war das Luftschiff auf der ersten Orientfahrt nur an der ägyptischen Küste entlanggefahren.
Eckener plante die zweite Orient-Reise für April 1931.




Auszug aus dem Prospekt „Über Land und Meer im Zeppelin-Luftschiff“ © Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH

Die Pläne werden konkret

In der internationalen Presse kursierte die Ankündigung der als Passagierfahrt für zahlende Gäste geplanten zweiten Orientfahrt Ende Februar 1931. Doch die Berichterstattung war mager, was eventuell daran lag, dass auf dieser Fahrt nur zwei Journalisten an Bord waren – ganz anders als bei der ersten Orientfahrt. Damals waren die internationalen Zeitungen und Zeitschriften voll mit Berichten über die Fahrt und die ägyptische Presse nutzte diese, um für eine eigenständige ägyptische Luftfahrt zu werben.

Weitere Gründe für die geringere mediale Resonanz könnten sein, dass LZ 127 „Graf Zeppelin“ die spektakuläre Weltfahrt im Sommer 1929 hinter sich und eine spannende Polarfahrt noch vor sich hatte, so dass die zweite Orientfahrt eventuell als weniger interessant erschien.
Dennoch gab es genügend Buchungen für die zweite Orientfahrt. Carl Bruer aus Goslar, einer der Fahrgäste, der im Kurgartenhotel übernachtete, begann schon vor dem Start ein Reisetagebuch zu führen und notierte:

„Abends kam Herr Gerhard von der Hapag, ordnete für die Fahrgäste die Fahrkarten- und Gepäck-Angelegenheiten. Ein gemütliches Abendessen und schon herrschte Ruhe im Schiff – Pardon! – im Hotel. Uns beschäftigte der Gedanke: Wie mag das Wetter morgen sein, so schön wie heute?
9.4.31 Abfahrt über Deutschland, Schweiz und Frankreich.
4 ½ Uhr Wecken, sofort ans Fenster – ah, herrlich klare Luft und windstill, das wird eine gute Abfahrt werden! Schnell Kaffee getrunken. Alle Fahrgäste sind rechtzeitig da, und schon geht’s im Autobus nach der Flughalle.
Da sind die beiden grossen Flughallen nebeneinander zu sehen, im Hintergrunde die schön weiss glitzernden Gipfel der Schweizer Alpen, dazwischen der Bodensee. Die grosse Halle für den neuen Zeppelin, der sich im Bau befindet, ist erheblich höher als die alte Halle bei gleicher Länge. (…)
Die gewaltige Grösse der Hallen sieht man so recht an den davorliegenden dreistöckigen Verwaltungsgebäuden und Fabrikschornsteinen, die wie Zwerge gegenüber der Halle aussehen.
Unterwegs grüsst uns schon Herr Dr. Eckener, der zu Fuss zur Flughalle eilt, da er zu unserer Freude ebenfalls mit nach Aegypten fährt.
Wir treten in die Halle, immer wieder ist man erstaunt über die gewaltigen Ausmasse des Zepp, so oft man ihn auch gesehen haben mag. Die Motore brummen schon, um sich warmzulaufen. Viele Mannschaften stehen dort und warten auf die Kommandorufe. Wir steigen ein.“ 

Fortsetzung folgt…

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