Eine „Vergnügungsreise in Licht und Sonne“ – Die Orientfahrt (25. bis 28. März 1929) der Graf Zeppelin

Ein kalter Nordostwind pfiff am Abend des 24. März 1929 um die Luftschiffhalle in Friedrichshafen. Frierend in ihre Pelzmäntel gehüllt standen die Passagiere in der kalten Zugluft und warteten auf die Aufforderung zum Einsteigen. Unter ihnen sah man Hella Brandenstein-Zeppelin, die Tochter des Grafen Zeppelin, verschiedene einflussreiche Regierungsbeamte aus Berlin wie den Reichstagspräsidenten Paul Löbe, den Verkehrsminister Theodor von Guérard und den Staatssekretär der Deutschen Reichspost Karl Sauter, sodann den württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz und schließlich einige Journalisten größerer Blätter. Zu letzteren gehörten Lady Grace Drummond-Hay und Karl von Wiegand, die für den amerikanischen Zeitungsriesen Hearst arbeiteten und schon die erste Nordamerikafahrt des Graf Zeppelin im Herbst 1928 mitgemacht hatten.

Der Start war auf Palmsonntag, 22.00 Uhr festgesetzt. Fast drei Stunden mussten die Reisenden jedoch warten, bis der quer zur Halle wehende Wind für einen kurzen Moment nachließ und das Luftschiff unbeschadet herausgebracht werden konnte.

Und noch ein weiterer Umstand hatte den Start verzögert. Es hieß, ein blinder Passagier habe sich eingeschlichen. Der Ingenieur Max Schirmer, der als technischer Beobachter während der bevorstehenden Fahrt Messungen an den Leitwerken durchführen sollte, schilderte diesen Zwischenfall mit folgenden Worten:

„Die Besatzung wurde zusammengerufen; die Kriminalpolizei hatte bestimmte Mitteilung erhalten, daß sich ein „blinder Passagier“ ins Schiff eingeschlichen habe; also hieß es, schleunigst und mit größter Vorsicht auf die Suche. Ich erhielt die Leitwerksflächen zugewiesen, mit größtem Eifer wurde gesucht, die alten Seeleute drohten dem Betreffenden eine ordentliche Tracht „Seemannskeile“ an; es wurde aber keiner gefunden und es war auch keiner drin. Blinder Alarm!“

Dieser war aber nicht ganz unbegründet, denn es wurden immer wieder Tollkühne gefasst, die den halsbrecherischen Versuch machten, an den Stahlträgern der Halle hochzuklettern, um von oben durch die Gasschächte ins Schiff zu gelangen. So weit war es dieses Mal nicht gekommen. Der blinde Passagier, der die Ursache für den Alarm war, wurde bereits auf dem Werftgelände festgenommen und der Polizei übergeben, was der eben zitierte Schirmer offenbar nicht mehr mitbekommen hatte. Es handelte sich um einen Kellner namens Friedrich Herzog. Beim Verhör gab er an, sein Wunsch sei es gewesen, Flugzeugführer zu werden. Leider habe ihm das Geld hierfür nicht gereicht. Nun hatte er gehofft, als blinder Passagier an Bord des Luftschiffes berühmt zu werden und sein Ziel vielleicht auf diese Weise zu erreichen.

Um 0.52 Uhr war es dann endlich soweit. Nach kurzem Abwiegen ertönte das Kommando „Hoch“, und mit gleichzeitigem Einsetzen der Motoren stieg das Luftschiff über die kleine Anhöhe beim Friedhof hinweg, wo sich trotz der späten Stunde zahlreiche Schaulustige versammelt hatten. Bei bedecktem Himmel überquerte das Luftschiff den Bodensee und nahm Kurs auf Konstanz.

Gedenkmünze zur Orientfahrt
Gedenkmünze zur Orientfahrt

Geplant war eine Fahrt entlang dem Rhônetal bis Marseille, dann nach Osten über die Insel Korsika zum italienischen Festland. Dort wollte man Rom und Neapel passieren und dann weiter über Griechenland nach Jerusalem fahren. Ursprünglich war auch ein Besuch in Ägypten vorgesehen. Zum allgemeinen Bedauern wurde dieser von der englischen Regierung, unter dessen politischem Einfluss das Königreich am Nil damals stand, jedoch nicht genehmigt. Die Rückreise sollte über Athen, Konstantinopel und dann entlang der Donau über Bukarest, Budapest und Wien wieder zum Bodensee führen.

Ziel der Reise war es, den einflussreichen Gästen, die auf Einladung des Luftschiffkommandanten Hugo Eckener an der Reise teilnahmen, ein ganz besonderes Erlebnis zu bieten, um sie für die Ziele der Zeppelin-Luftschifffahrt zu gewinnen. Denn trotz der erfolgreichen ersten Nordamerikafahrt des LZ 127 war die Unterstützung von Seiten der Behörden als äußerst zurückhaltend zu bezeichnen. Für die Finanzierung eines größeren Luftschiffes wurden jedoch dringend Geldgeber benötigt. Durch eine Einladung zu einer Fahrt ins östliche Mittelmeer gedachte Eckener diese zu überzeugen. Dieses Angebot schien Eckener aus drei Gründen besonders geeignet zu sein:

„Erstens gab eine solche Reise Gelegenheit, verschiedenartige navigatorische Aufgaben in sinnfälliger und auch für die Passagiere interessanter Weise zu lösen; zweitens führte sie durch ein Gebiet, das landschaftlich ebenso wie als Schauplatz mannigfaltigen historischen Geschehens vom Altertum bis in die neueste Zeit ungemein reizvoll und erinnerungsreich sein mußte; und drittens mußte sie sich als eine wirkungsvolle Propagandafahrt erweisen, sowohl bei den zahlreichen alten Kulturvölkern, deren Städte wir überflogen, als auch bei den deutschen Politikern, wenn sie von Bord aus den ungeheuren Eindruck wahrnahmen, den das Zeppelin-Schiff überall in der Welt auslöste.“

Hugo Eckener und Hella von Zeppelin
Hugo Eckener und Hella von Zeppelin

Und noch in einer weiteren Beziehung empfahl sich die geplante Route: Der Winter 1928/29 war mit Temperaturen um minus zwanzig Grad bis weit in den Februar hinein ungewöhnlich kalt und lang. Eckeners Absicht war es daher, an der Riviera bereits in den Vorfrühling und im östlichen Mittelmeer in den vollen Frühling zu kommen. Seine Rechnung ging in dieser Hinsicht jedoch nicht ganz auf. Selbst an der Riviera war es noch so kalt, dass die Passagiere in den damals noch unbeheizten Kabinen ihre Wintermäntel erst auszogen, als Kreta in Sicht kam.

Nachdem das Luftschiff in der Nacht zwei Stunden wegen Nebel bei Lyon auf der Stelle treten musste, erreichte es am Morgen des 25. März bei strahlendem Sonnenschein Marseille. Eingebettet zwischen felsigen Bergen bot sich die Stadt den Blicken der Passagiere dar. Im Hafen herrschte geschäftiges Treiben. Die Gäste genossen die einzigartige Aussicht aus 400 Metern Höhe bei einem reichhaltigen Frühstück. Sie hatten die Wahl zwischen Kaffee, Tee, Milch und Kakao. Dazu gab es Brot, Butter, Honig, verschiedene Konfitüren, Eier (gekocht oder im Glas) sowie Frankfurter Würstchen, Schinken, Salami, Käse und Früchte.

In sanftem Bogen schwenkte das Luftschiff nun nach Osten und nahm Kurs auf die Insel Korsika. Eine frische Brise kräuselte das Meer und setzte ihm weiße Schaumkronen auf. Ein Schwarm Delphine war zu sehen, deren silberne Leiber sich deutlich gegen das Blau des Wassers abhoben.

Doch der unternehmungslustigen Lady Hay wurde das bald zu eintönig. Sie wollte unbedingt in eine der unterhalb des Luftschiffes abgehängten Motorengondeln steigen. Das erforderte eine gehörige Portion Mut. Denn um dorthin zu gelangen musste eine durch die freie Luft führende Leiter hinabgeklettert werden. Ihrem Tatendrang setzte das jedoch keine Schranken, und mit etwas Hilfe schaffte sie es. Eine halbe Stunde hielt sie in der lärmenden Gondel aus. Dann suchte sie ein neues Betätigungsfeld. Sie fand es, indem sie beim Stempeln der zahlreichen Bordpost mit dem eigens für diese Fahrt angefertigten Stempel half.

Um die Mittagszeit wurde die Nordspitze von Korsika passiert, und vorne kam schon die Insel Elba in Sicht. Weiter ging es nach Süden an der italienischen Küste entlang bis nach Rom, das um 15.15 Uhr erreicht war. Natürlich wurde eine Ehrenrunde über der „ewigen Stadt“ gedreht, die so viele Jahrhunderte die Geschicke Europas mitbestimmt hatte. Sämtliche Sehenswürdigkeiten boten sich den Fahrgästen gleichsam auf einen Blick, und sie hatten Mühe alle Eindrücke zu bewältigen. Auch der oben schon zitierte Max Schirmer hatte nur noch Augen für die Schönheiten dieser Stadt:

„Der Schiffschatten läuft eben über den mächtigen Dom von St. Peter hinweg. In weißem Marmor glänzt das flaggengeschmückte Nationaldenkmal. Dann folgt die antike Zone mit den Ausgrabungen auf dem Palatin, dem Colosseum, Triumphbögen und einzeln dastehenden Säulen, wie man sie aus den Geschichtsbüchern kennt. Aussteigen möchte man und alles in Ruhe betrachten!“

Blick auf Rom
Blick auf Rom

Dann sendete die Schiffsleitung Funkgrüße an Mussolini und an den italienischen König. Letzterem erwies Graf Zeppelin seine Ehrbezeigung durch Senken der Bugspitze. Dabei geschah ein kleines Missgeschick. Die Verneigung fiel offenbar etwas zu heftig aus, so dass im Speisesalon, wo die Passagiere gerade beim Nachmittagstee saßen, das Geschirr von den Tischen stürzte.

Das nächste Ziel war Neapel. Zum Bedauern der Fahrtteilnehmer war die Stadt in Dunst gehüllt, so dass es hier nicht viel zu sehen gab. Aber die Schönheit Capris und der Küste von Amalfi entschädigte reichlich für den entgangenen Blick auf die Stadt am Vesuv mit ihren bunten Häusern.

Speisekarte der Orientfahrt
Speisekarte der Orientfahrt

Abends gegen 21.00 Uhr tauchten die Lichter von Catanzaro, dem letzten Ort auf dem italienischen Festland, aus dem Dunkeln auf. Die Passagiere setzten sich zum Abendessen an die hübsch gedeckten Tische. Es gab Schinken in Burgunder, gemischtes Gemüse und verschiedene Käsesorten mit Butter. Überhaupt war die Verpflegung sehr gut, und der beleibte Koch Manz erntete viel Lob. Zu den reichhaltigen Viergänge-Menüs am Mittag und dem etwas leichteren Abendessen wurden Spitzenweine serviert, wie etwa ein 1926er Chateauneuf du Pape direkt vom Fass. Insgesamt waren an Wein, Spirituosen und Mineralwasser 160 Flaschen an Bord. Dazu kamen noch 50 Liter offener Wein. Wer nun noch fror – es herrschten nur 6° bis 8° C an Bord – konnte sich mit einem Zeppelin-Weinbrand oder einem Kirschwasser aufwärmen.

Als sich die Passagiere am nächsten Morgen zum Frühstück setzten, passierte das Luftschiff soeben die Nordküste von Kreta. Für das humanistisch gebildete Publikum an Bord wurden Erinnerungen an die Schulzeit wach. Beim Anblick dieser Insel schien die Geschichte lebendig zu werden:

 „Ja, hier nahm die griechische Kunst ihren Ausgang, von hier ging sie im zweiten Jahrtausend vor Christo zu Mykenä hinüber, wo einst der sagenhafte, weise König Minos herrschte! Und hier hauste der schreckliche Minotauros, der alljährlich vierzehn attische Kinder fraß, bis Theseus ihn tötete!“ (Eckener)

Dann ging es ostwärts nach Palästina. Leichter Schiebewind beschleunigte die Fahrt. Um 13.00 Uhr kam die Insel Zypern in Sicht. Obwohl diese etwas nördlich vom geplanten Kurs lag, steuerte Eckener sie an, um seinen Gästen, die stundenlang nur blaues Meer und hin und wieder ein paar Schiffe gesehen hatten, etwas Abwechslung zu bieten.

Am Spätnachmittag erreicht das Luftschiff Palästina, das entfernteste Ziel der Reise. Neugierig lehnten sich die Passagiere aus den Fenstern, um ja nichts von diesem märchenhaften Land zu verpassen. Nicht weniger gespannt waren die Besatzungsmitglieder. Ernst A. Lehmann, einer der Luftschiffoffiziere, beschrieb seine Eindrücke mit folgenden Worten:

 „Weit ausgebreitet erstreckt sich die Stadt Haifa in die Bucht hinein. Nette rotbraune Häuschen zeigen schon türkischen Stil. … In der Gegend von Cäsarea hat ein Nomadenstamm seine Zelte aufgeschlagen, während weiter südlich ein Stamm in roten Erdhöhlen haust. Wieder wie in Haifa, nur gedrängter, liegen die weißen und bunten Häuschen unter uns: Jaffa. Das Araberviertel bildet die Mitte der Stadt, dichtgedrängt Häuschen an Häuschen, terrassenförmig übereinandergelagert. Da die morgenländische Dämmerung schon sehr schnell hereinbricht, flammen hie und da Lichter auf, die den malerischen Reiz noch erhöhen.“

Es war schon fast dunkel als Jerusalem endlich erreicht war. Wieder befand man sich über geschichtsträchtigem Boden. Die Gefühle, die geweckt wurden, waren jedoch ganz verschieden von denen, die Kreta hervorgerufen hatte. Mit großer Spannung schauten die Reisenden in das biblische Land hinab und riefen sich zu, was sie in der Dämmerung erspähten: „Das da ist der Ölberg, das ist der Garten Gethsemane, das ist Golgatha, dort ist Bethlehem, da ist der Tempel!“ (Eckener)

LZ 127 über Jerusalem

Nachdem das Luftschiff die Stadt einmal umrundet hatte, beschloss Eckener seinen Gästen ein ganz besonderes Schauspiel zu bieten. Das Tote Meer liegt ja bekanntlich fast vierhundert Meter unter dem Meeresspiegel, und der Gedanke, das Luftschiff einmal unter diesen zu senken, hatte einen ganz besonderen Reiz:

 „Wir tauchten langsam hinab, vorsichtig tiefer und tiefer, bis wir auf etwa einhundert Meter über dem Spiegel des Sees schwebten. Wie aus einem Keller schauten wir von hier hinauf auf die Höhen, die sich ringsum steil aufreckten. Es war eine sonderbare Empfindung, im Schiff der Lüfte, das immer hoch über dem Meeresspiegel schwebte, jetzt dreihundert Meter unter ihm zu stehen. Wir machten ein paar Flaschen Rheinwein auf und feierten das Ereignis, das jeder von uns als ein ganz einmaliges empfand, durch einen fröhlichen Umtrunk.“ (Eckener)

Mit dieser kleinen Feier ging ein ereignisreicher zweiter Tag dem Ende entgegen. Nachdem der Zeppelin noch etwas weiter in Richtung Süden gefahren war, trat man die Rückreise über das Levantische Meer an.

Am Morgen des dritten Reisetages befand sich das Luftschiff bereits wieder über Griechenland. Ein prächtiges Bild bot die von den ersten Sonnenstrahlen angeleuchtete Akropolis. Etwas weiter nördlich kam Ithaka, die Heimat des sagenumwobenen Odysseus, in Sicht, und Homer wurde – mehr oder weniger vollständig – zitiert.

Von der Absicht, über das berühmte Kloster Athos und Troja nach Konstantinopel zu fahren, nahm Eckener angesichts der schlechten Wettermeldungen für den Osten Abstand. Beim Göttersitz Olymp, der sein Haupt mit einer dunklen Wolke umgeben hatte, kehrte das Luftschiff um und fuhr – dieses Mal über die Adria – wieder heimwärts.

Bei Split mussten die Ausläufer der Dinarischen Alpen überquert werden, um über Preßburg nach Wien und von dort, ungefähr dem Lauf der Donau folgend, wieder nach Friedrichshafen zu gelangen. Der schwierigste Teil der Fahrt stand bevor und eine heikle Situation musste bewältigt werden. Doch lassen wir den Luftschiffkommandanten selbst berichten:

„Die Sonne ging eben unter, als wir bei Spalato an den nördlichsten Punkt unserer Adriafahrt gelangten. Unsere philosophische Vergnügungsreise in Licht und Sonne, die wir unserer gestrengen Prüfungskommission, wenn ich sie so nennen darf, drei Tage lang geboten hatten, war damit überhaupt zu Ende. Was jetzt übrigblieb, war eine Prüfung der Navigationsfähigkeit und der Lufttüchtigkeit des Zeppelins. … Wir mußten … auf eine Höhe von etwa 1400 Metern hinaufgehen, um über ein Hochplateau zu kommen, und dann einen schmalen Durchgang zwischen zwei Bergen passieren, die fast 2000 Meter hoch waren. Sollte dieser Durchgang in Wolken liegen, so würde uns nichts übrigbleiben, als auf 2000 Meter zu steigen, um sicher zu gehen. Das aber wäre sehr unerwünscht, denn wir würden beim Steigen sehr viel Gas abblasen müssen, und dadurch würde das Schiff etwa zehn Tonnen schwerer werden. Sollte es dann dazukommen, daß wir mit dem schweren Schiff noch durch Regen oder gar durch Schneetreiben zu laufen hätten, so würden wir nicht allein zur Abgabe unseres geringen Vorrats an Ballastwasser, sondern wahrscheinlich auch zum Abwurf einiger Benzinfässer genötigt werden, um das Schiff zu halten.

In recht großer Spannung traten wir daher die Fahrt über die Paßhöhe an. Zunächst ging es nach Wunsch. Es war klar und gut sichtig, obgleich der Mond noch nicht herauf war. Wir kamen auf die Paßhöhe und konnten schon die beiden Berge, die den Durchgang flankierten, als schwarze Wände vor uns sich auftürmen sehen. Es war vielleicht noch ein Weg von zehn bis fünfzehn Minuten, bis wir sie zur Rechten und Linken haben würden, und es schien fast windstill zu sein, so daß wir dann nach dem Kompaß aus dem Gipfelgewirr würden heraussteuern können. Da aber bemerkten wir, daß sich Wolken an den Hängen der Berge bildeten. Noch waren es nur einzelne Fetzen; aber man weiß, wie schnell in den Bergen sich alles verschleiern kann. … Die Spannung in diesen letzten Minuten wurde schier unerträglich, und ich war darauf gefaßt, jeden Augenblick den Befehl zum Aufsteigen auf 2000 Meter Höhe geben zu müssen. Aber das Glück war uns hold: wir kamen bei leidlicher Sicht bis an den Punkt, wo rechts und links von uns die Wände sich auftürmten. Wir fühlten uns ungeheuer erleichtert, als dann bald der Boden unter uns abzusinken begann und wir damit „durch“ waren.“

Die Passagiere hatten ängstlich beobachtet, wie die Felswände bedrohlich nahe vor den Fenstern vorbei liefen, und der Verkehrsminister sagte nachher erleichtert: „Gott sei Dank, daß wir aus diesem Loch heraus sind!“

Fahrtbericht der Orientfahrt der LZ 127

Das Luftschiff kam jetzt in sehr schlechtes Wetter. Über dem Plattensee wehte ein so heftiger Gegenwind, dass man Wien mit großer Verspätung erst gegen drei Uhr nachts erreichte. Dort wurde schnell noch eine Schleife gedreht, dann ging es nach Westen dem Bodensee zu.

An Bord des Zeppelins war es ruhig geworden. Die Passagiere waren alle schlafen gegangen. Nur die Pressevertreter waren noch eifrig am Werk und klapperten mit ihren Schreibmaschinen. Sie bestellten soeben wieder Butterbrote …


Auszug aus dem Buch:
Zu Gast im Zeppelin. Reisen und Speisen im Luftschiff Graf Zeppelin, Kunstverlag Weingarten 1998


Barbara Waibel hat in Konstanz Geschichte und Germanistik studiert und war danach drei Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Kulturamt in Meersburg. Seit 1995 leitet sie das Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, das weltgrößte Archiv zum Thema Zeppelin. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen zur Zeppelin-Geschichte und Kuratorin mehrerer Ausstellungen im Zeppelin Museum.

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