Andreas Feininger zählt zu den wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts und gilt als Wegbereiter des modernen Bildjournalismus. Neben den berühmten Stadtansichten von New York sind vor allem seine experimentellen Studien sowie die eindrücklichen Makroaufnahmen von Naturphänomenen bis heute weltbekannt. Am 18. Februar 2019 jährt sich sein Todestag zum 20. Mal.
Als Andreas Bernhard Lyonel Feininger wurde er am 27. Dezember 1906 in Paris geboren. Er wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Sein Vater war der berühmte Maler Lyonel Feininger (1871–1956), der am Bauhaus in Weimar lehrte. Von Walter Gropius, dem Direktor des neu gegründeten Bauhauses, hatte Lyonel Feininger 1919 das Angebot erhalten, als »Meister der Formlehre« die grafische Werkstatt zu leiten. Andreas Feininger wuchs mit seinen zwei Brüdern Lux und Laurence so in einer kreativen Lebensgemeinschaft auf, die durch einen experimentellen Zugang und offene pädagogische Ansätze geprägt war.

Seine künstlerische Laufbahn begann Andreas Feininger am Bauhaus. Er absolvierte von 1922 bis 1925 eine Ausbildung zum Tischlerlehrling. Beeinflusst wurde er in dieser Zeit vor allem durch Marcel Breuer, mit dem er gemeinsam in einer Werkstatt arbeitete, und Joseph Albers. Aber auch die neusachlichen Fotografien von Lucia Moholy-Nagy sowie die ästhetischen Experimente von László Moholy-Nagy prägten Feiningers künstlerische Entwicklung.
Im Anschluss studierte er Architektur, zuerst an der Bauschule in Weimar und zwei Jahre später an der Bauschule in Zerbst. Um 1925 herum, entstehen die ersten fotografischen Experimente mit einer Kamera, die er sich von seiner Mutter ausgeliehen hatte. 1927 richtete er sich im Keller seines Elternhauses eine Dunkelkammer ein. Zu dieser Zeit war der Markt für fototechnische Geräte sehr überschaubar und da Feiningers finanzielle Möglichkeiten beschränkt waren, baute er sich selbst ein Vergrößerungsgerät, mit dem er die Belichtung regulieren und mit Hilfe eines entwickelten Schwenkmechanismus Perspektiven verändern und Verzerrungen korrigieren konnte. Er experimentierte mit verschiedenen Belichtungs- und Entwicklungseffekten wie Solarisation, Runzelkorn oder Basrelief. 1935 wurde das von Feininger entwickelte Vergrößerungsgerät von der deutschen Firma Liesegang industriell gefertigt und seriell vertrieben.

1930 übersiedelte Feininger nach Hamburg, wo er eine Anstellung als Zeichner in einem Architekturbüro fand und als Schaufensterdekorateur arbeitete. Aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage verlor er diese jedoch und zog nach einigen Reisen 1931 nach Paris um, wo ihn Le Corbusier auf Empfehlung von Walter Gropius in seinem Architekturbüro anstellte. Als amerikanischer Staatsbürger wurde ihm jedoch die Arbeitserlaubnis entzogen und er ging mit der schwedischen Grafikerin Gertrud (genannt Wysse) Hägg 1933 nach Stockholm, die er wenig später heiratete. Beide hatten sich am Bauhaus in Dessau kennen gelernt, wo Wysse Hägg Grafikdesign studiert hatte. Bis zu seinem Tod blieben die beiden 66 Jahre lang zusammen. In Stockholm gelang es Feininger zwar nicht, sich als Architekt zu etablieren, jedoch erhielt er Aufträge als Architekturfotograf und konnte so seine Leidenschaft zum Beruf machen. Innerhalb weniger Jahre wurde er zu einem gefragten Architekturfotografen.
Auch in Schweden verlor Feininger seine Arbeitserlaubnis als Fotograf nach kurzer Zeit. Gemeinsam mit seiner Ehefrau und dem 1935 geborenen Sohn Tomas wanderte er in die USA aus, wo er in New York seine ebenfalls emigrierte Familie wiedertraf. Zunächst arbeitete er als freier Bildreporter einer Fotoagentur und wechselte schließlich zum „Life“-Magazin, bei dem er 1943 als fester Mitarbeiter eingestellt wurde und bis 1961 blieb. Fast 20 Jahre arbeitete er für das legendäre LIFE-Magazin und veröffentlichte über 400 Bildreportagen.
Es gibt zwei Themenkomplexe, die sich durch sein ganzes Werk ziehen: das urbane Leben des 20. Jahrhunderts und die Natur- und Landschaftsaufnahmen, vor allem das Festhalten von Naturphänomenen, in denen die Nähe zu Geometrie und Ornament deutlich wird.

Doch nicht nur durch sein künstlerisches Oeuvre, sondern auch aufgrund seiner theoretischen Schriften, die sich zu Standardwerken entwickelten, wurde er sehr einflussreich. Ab 1957 arbeitete er verstärkt an Bildbänden und Publikationen zur Fotografielehre. 1988 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben zurück. Am 18.02.1999 verstirbt Andreas Feininger in New York. Seine Bilder sind Klassiker der Fotogeschichte. Fotografische Ikonen, die bis heute unser Bildgedächtnis prägen.
Das Zeppelin Museum hat 2011 einen großen Teil des Nachlasses von Feininger erworben. Es umfasst 565 Fotografien, Originalausgaben des LIFE-Magazins, mehrere seiner Kameras, Kodak Super-XX Filme, Filmschachteln und Patronen, mit denen er damals arbeitete. Besonders interessierte sich Feininger für die technischen Aspekte der Fotografie: Die Teleobjektive für seine Kameras konstruierte er zum Teil selbst.
Der Gesamtbestand von Andreas Feininger wurde zuletzt 2015 in einer großen Ausstellung gezeigt. Aktuell und bis zum 12.05.2019 sind 30 Fotografien von Andreas Feininger in der Ausstellung „Aufbruch ins Unbekannte. Die Klassische Moderne am Bodensee“ zu sehen. Neben zahlreichen Porträts und Aktaufnahmen werden die Aufnahmen der New Yorker Skyline gezeigt, die bis heute unser Bild von der pulsierenden Metropole prägen.
Ina Neddermeyer ist Kuratorin und seit 2016 Leiterin der Abteilung Kunst am Zeppelin Museum Friedrichshafen. Sie studierte Kunstgeschichte, Politik und Philosophie in Berlin und Florenz. Von 2013 bis 2016 war sie Sammlungskuratorin am Kunstpalais Erlangen, das sie 2014 kommissarisch leitete. Zu den von ihr kuratierten Ausstellungen gehören Einzelausstellungen von Otto Dix, Peter Land und Reynold Reynolds sowie Themenausstellungen wie #catcontent, Dicker als Wasser. Konzepte des Familiären in der zeitgenössischen Kunst und Kult! Legenden, Stars und Bildikonen.
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