Mit der Einführung von Virtual Reality findet eine Bildrevolution statt, die unser Verhältnis zur Wirklichkeit von Grund auf ändert – von 3D unterstützter Operationsüberwachung über Videospiele bis hin zur Digitalisierung verlorener Kulturgüter. International renommierte KünstlerInnen widmen sich in der Ausstellung »Schöne Neue Welten. Virtuelle Realitäten in der zeitgenössischen Kunst« (11. November 2017 – 8. April 2018) genau diesem bildtechnologischen Wandel und untersuchen dabei die Verschränkung von virtuellen und realen Räumen. Simulationen, 3D-Videos, Virtual Reality – die BesucherInnen sind, auch durch den eigens entwickelten Ausstellungsparcours der Kooperative für Darstellungspolitik, mittendrin statt nur dabei.
Nun wird die Ausstellung in genau einer Woche eröffnet. Dies nehmen wir zum Anlass mit Ina Neddermeyer zu sprechen. Die Leiterin der Kunstabteilung und Kuratorin der Ausstellung erzählt uns, was hinter den „schönen neuen Welten“ steckt, worauf sie sich am meisten freut und was kurz vor der Eröffnung noch auf ihrer „To Do“-Liste steht…
Der Titel der Ausstellung „Schöne neuen Welten“ klingt schon fast provokant. Ist die Bildrevolution der virtuellen Realität als schön zu bezeichnen?
Der Titel ist natürlich als Provokation gedacht. Ganz im Sinne von Aldous Huxleys Roman geht es darum, wie schön die neuen virtuellen Welten tatsächlich sind. Empathiemaschinen, perfekte Folterinstrumente oder ultimative Sehnsuchtsorte: VR eröffnet Möglichkeiten in ganz verschiedene Richtungen. Ziel der Ausstellung ist es, sich damit kritisch auseinanderzusetzen und zu schauen, welche gesellschaftspolitische Relevanz diese Technologien haben, wie sie z. B. als Bestandteil moderner Kriegsführung oder zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen eingesetzt werden.
Was war Dein Ansporn, diese Ausstellung zu kuratieren?
Virtuelle Welten durchdringen ganz stark unseren Alltag. VR-Brillen und 3D-Beamer sind nicht mehr unerschwingliche Technologien, sondern mitten in unseren Leben angekommen. Das macht es natürlich gerade für KünstlerInnen interessant damit zu arbeiten. Als neues Medium mit ganz eigenen ästhetischen Potentialen können z. B. die BesucherInnen in viele Arbeiten interaktiv einbezogen werden und sind aktiv an der Hervorbringung des Kunstwerks beteiligt. Gleichzeitig ergeben sich neue Narrationsmöglichkeiten, wenn die BetrachterInnen unmittelbar in die virtuellen Welten eintauchen. Von besonderem Interesse waren dabei zwei Fragen: Wie verändert sich unser Blick auf die Welt, wenn virtuell und real sich immer stärker überlagern? Und ist das Virtuelle unsere neue Realität?
Pre-Alpha Courtyard Games (raindrops on my cheek), © Florian Meisenberg
Worauf freust Du Dich am meisten, was wird wohl am spannendsten für die BesucherInnen?
Wenn alles fertig ist! 😉 Als Kuratorin arbeitet man so lange an einem Projekt, dass es immer toll ist, wenn endlich alles steht. Theoretisch kann man ja viel planen, aber wie die Arbeiten im Raum funktionieren und ob die Dramaturgie, der rote Faden, sichtbar wird, entscheidet sich doch erst vor Ort. Besonders spannend sind Arbeiten, die extra für Ausstellungen produziert werden. Wir zeigen eine neue Arbeit von Florian Meisenberg, die in den nächsten Tagen aufgebaut wird. Das ist natürlich immer ganz besonders, weil man die Arbeit vorher nur als Skizze kennt und dann entsteht aus etwas ganz Virtuellem eine physische Präsenz.
In einer Woche ist die Eröffnung. Wie sieht Dein Arbeitsalltag gerade aus?
Ganz viel Feintuning! Wir legen Projektionsgrößen von Videoarbeiten fest, hängen Bilder, stimmen uns mit den KünstlerInnen ab und nebenbei jede Menge Büroalltag: Die letzten Texte schreiben, Anzeigen freigeben und die Eröffnung planen. Parallel startet natürlich bereits jetzt die Vermittlungsarbeit. Wir machen Führungen für die Presse, die Aufsichten, die Livespeaker und die Guides. Ganz nebenbei geht der Katalog für die nächste Ausstellung in den Druck: Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung!