Theodor Kober gehört zu den Luftfahrtpionieren, deren Name zu Unrecht nur noch in Fachkreisen bekannt ist. Wegweisend war seine Grundlagenforschung, die er vor allem in Friedrichshafen betrieben hat.
Geboren wurde Theodor Kober am 13. Februar 1865 in Berg bei Stuttgart als Sohn eines Textilfabrikanten. Nach Abitur und Militärdienst studierte er von 1886 bis 1890 am Stuttgarter Polytechnikum. Danach arbeitete er als Ingenieur in August Riedingers Versuchswerkstatt für Aviatik in Augsburg, die Anfang der 1890er Jahre an Flugzeugprojekten arbeitete. Riedinger wandte sich dann aber dem Ballonbau zu.
Grundlagenforschung
Am ersten Mai 1892 wurde Kober von Graf Zeppelin angeworben, um Zeppelins Luftschiffprojekt technisch zu entwickeln. Zum damaligen Zeitpunkt gab es dafür fast keine theoretischen Vorarbeiten. Kober machte grundlegende Versuche zu Luftschrauben, Kühlern, Aluminium und Materialien für Hüllen und Gaszellen. Damit schuf er die Grundlagen zum späteren Bau des ersten Zeppelin-Luftschiffes und wurde zum Pionier des Leichtmetallbaus.
Da das preußische Kriegsministerium die Finanzierung des Zeppelin-Luftschiffs abgelehnt hatte, ging Kober 1894 nach München, um in der Firma eines Studienfreundes elektrische Bahnen und Elektrizitätswerke zu bauen. Auch hier leistete er Pionierarbeit. Durch seinen Weggang entlastete er Graf Zeppelin finanziell, war aber weiter sein ehrenamtlicher technischer Berater.
1907 ging Kober wieder zu Graf Zeppelin nach Friedrichshafen und arbeitete für ihn als vielseitiger Versuchsingenieur. Er war aber nicht bei Zeppelin angestellt, sondern beim Reich, das durch die Übernahme seines Gehalts einen Teil der Graf Zeppelin zugesagten Unterstützung leistete.
Wasserflugzeuge
Am 28. März 1910 glückte dem Franzosen Henri Fabre der erste Start mit einem Wasserflugzeug. Sofort erkannte Theodor Kober in dieser neuen Entwicklung eine zivile und militärische Marktlücke, der er sich technisch und unternehmerisch widmen wollte.
Um auch praktische Einblicke in die Fliegerei zu bekommen, machte Kober 1912 in Berlin-Johannisthal den Pilotenschein und war mit seinen 47 Jahren damals der drittälteste deutsche Flieger.
Vom Bodensee aus startete das erste Wasserflugzeug am 16. Juni 1912. Es war eine amerikanische Curtiss A-1 Triad, die Kober als Grundlage für eigene Entwicklungen gekauft hatte.
Aus dem FF…
Einen Tag später gründete er die Flugzeugbau Friedrichshafen GmbH (FF), die sich als erste Firma in Deutschland auf den Bau von Wasserflugzeugen spezialisierte. Um ihn zu unterstützen, überließ ihm Graf Zeppelin die alte Luftschiffhalle in der Manzeller Bucht und übernahm den stellvertretenden Vorsitz im Aufsichtsrat. Kober investierte auch die Anteile an der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, die ihm Graf Zeppelin als Anerkennung für seine Verdienste verliehen hatte.
Auch als Flugzeugbauer war Kober ein Pionier des Leichtbaus. Seine Flugzeuge und Schwimmer waren stabil und leicht zugleich. Neben Marineflugzeugen befasste er sich vor dem Ersten Weltkrieg mit einem Passagier-Wasserflugzeug und Sportflugzeugen.
1913 eröffnete er am Bodensee die erste Wasserflugschule. Die Ausbildungen wurden aus Mitteln der Nationalflugspende finanziert. Kobers Piloten stellten Weltrekorde auf, die seine Wasserflugzeuge auch international bekannt machten.
Militärflugzeuge
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war die Flugzeugbau Friedrichshafen GmbH ein kleiner Luftfahrtbetrieb unter vielen, wuchs aber bis zum Kriegsende zu einem der prägenden Großbetriebe für die Produktion von Militärflugzeugen an. Aus den 15 Beschäftigten im Jahr 1912 wurden 1918 3.240 Angestellte, Arbeiterinnen und Arbeiter. 1913 lieferte der FF drei Flugzeuge ab, 1918 waren es 231 See- und 343 Landflugzeuge. Im gesamten Krieg produzierte FF rund 1.300 Flugzeuge, von denen fast ein Drittel zweimotorige Landflugzeuge waren.
Ob zu Lande oder zu Wasser – Kobers Stärke war der Bau von robusten, verlässlichen Maschinen. Die meisten der gebauten Schwimmerflugzeuge waren einmotorige Zweisitzer. Zwar entwarf das Konstruktionsbüro in der Manzeller Bucht auch einsitzige Jagdflugzeuge, sowohl als Wasser- als auch als Landflugzeuge, doch waren diese an Schnelligkeit und Wendigkeit den Konkurrenten unterlegen.
Nachkriegszeit
Wirtschaftskrise, Inflation und Baubeschränkungen der Alliierten in der Nachkriegszeit brachten vielen deutschen Flugzeugfirmen den Ruin. Die Flugzeugbau Friedrichshafen GmbH konnte nach dem Kriegsende einige Schwimmerflugzeuge an neutrale Länder liefern. Noch als Militärmaschinen in Manzell gebaute Flugzeuge wurden zu Zivilmaschinen umgebaut und mit einer Kabinenverkleidung versehen. Sie flogen an der Ostsee im Bäderverkehr und bei Wasserflugschulen. Bei der Deutschen Verkehrsfliegerschule in Warnemünde war noch bis 1931 eine FF 49 im Dienst.
Gleichzeitig versuchte der FF, seine Produktpalette auf Boote, Möbel und landwirtschaftliche Gerätschaften umzustellen. Direkt am Kriegsende plante Kober den Übergang zur Metallbauweise für zivile Märkte. Er legte diese Pläne für die Nachkriegszeit seinem Aufsichtsrat vor, der sie ablehnte. Kober stellte die Vertrauensfrage, und nach einem heftigen Streit kam es im Sommer 1920 zum endgültigen Bruch. Kober verließ die Firma. 1923 versuchte er durch eine Stelle als Technischer Direktor der Caspar-Flugwerke in Travemünde in sein altes Arbeitsgebiet zurückzukommen. Doch nach kurzer Zeit verließ er die Arbeit aufgrund starker Diskrepanzen. Am 20. Dezember 1930 verstarb Theodor Kober in Friedrichshafen.
Quelle: Grundlagenforschung von Jürgen Bleibler, Leiter der Abteilung Zeppelin